10. Mai 2023
Die Ammertal-Schönbuchgruppe (ASG) hat den neuen Rohwasser-Behälter in Ammerbuch-Poltringen in Betrieb genommen. Im Herbst geht es mit der Instandsetzung der vier Wasserkammern mit insgesamt 10.000 Kubikmetern Speichervolumen weiter.
Wasser aus den ASG-Brunnen in Kiebingen, Poltringen, Entringen, Altingen und Breitenholz fließt im Poltringer Wasserwerk zusammen. Mehr als die Hälfte des Wassers, mit dem die ASG 14 angeschlossene Städte und Gemeinden versorgt, wird aus eigenen Grundwasser-Brunnen im Ammer- und Neckartal aus 30 bis 60 Metern Tiefe gefördert. Der Rest stammt von der Bodensee-Wasserversorgung.
Das Eigenwasser wird aus den Schichten des Muschelkalks und Gipskeupers gewonnen und ist daher reich an Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium. Was für den menschlichen Körper eine ideale Kombination darstellt, kann aber für Leitungsnetze und technische Geräte zum Problem werden. Deshalb wird das sogenannte Rohwasser aus den ASG-Eigenbrunnen in Poltringen zusammengeführt und dort mit einem Ionenaustauschverfahren ohne schädliche Chemikalien teilenthärtet.
Der Poltringer Rohwasserbehälter war nach rund 60 Jahren Betriebsdauer sanierungsbedürftig geworden. Ein Neubau stellte sich nach ausgiebiger Befassung mit den verschiedenen Optionen als die technisch und wirtschaftlich nachhaltigste Lösung heraus. Im Frühjahr 2021 wurden die Arbeiten für den Bau von zwei neuen Stahlbeton-Wasserkammern mit insgesamt 1.860 Kubikmetern Speichervolumen begonnen. Die Bauzeit wegen Schwierigkeiten bei der Bauausführung gegenüber der ursprünglichen Planung um knapp ein Jahr. Mit einer Gesamtinvestition in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro brutto liegen die Kosten um etwa 5,5 Prozent über den Planungen. "Damit befinden wir uns angesichts der allgemeinen Preissteigerungen im Baubereich noch innerhalb eines vertretbaren Rahmens“, findet ASG-Geschäftsführer Ralf Göttsche.
Für die Anpassung der Zulaufleitungen von den fünf Brunnen war ein Rohrleitungsbau mit insgesamt rund 700 Metern Länge notwendig. Während des sehr aufwändigen Umschlusses der Brunnen-Zuleitungen im März 2023 konnte die Wasserenthärtungsanlage nicht betrieben werden. In den ASG-Versorgungsgebieten mit Misch- und Eigenwasser stieg die Wasserhärte daher vorübergehend auf 31°dH. Mit der Inbetriebnahme des neuen Rohwasserbehälters im April erhielten alle Versorgungsgebiete wieder Trinkwasser mit einem gewohnten Härtegrad zwischen 9,0 - 13,5°dH.
Verbessert hat die ASG mit dem Neubau auch ihre Energiegewinnung. Zwei neue Turbinen gewinnen aus dem einströmenden Wasser nun etwa 350.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, rund 100.000 Kilowattstunden mehr als bisher. Im Herbst wird auf dem Dach des Neubaus außerdem noch eine Photovoltaikanlage installiert. Dr. Stefan Belz, Oberbürgermeister von Böblingen und Vorsitzender des kommunalen ASG-Zweckverbands, betonte bei der offiziellen Einweihung am Mittwoch, dass dies angesichts der gestiegenen Energiepreise auch finanziell von Bedeutung sei, zumal die ASG den Strom nahezu vollständig selbst verbraucht.
Vor allem sei der Neubau aber eine Investition in ein "enorm kostbares Gut“, nämlich eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser bester Qualität, so Belz. Bis zu 20.000 Kubikmeter Wasser liefert die ASG an Spitzentagen an ihre Kunden aus, rund 4 Millionen Kubikmeter oder 4 Milliarden Liter pro Jahr.
Im Herbst beginnt das nächste große Projekt im Poltringer Wasserwerk. Dann werden Zug um Zug die vier Reinwasserkammern saniert. Die aus den 1960er- und 1970er-Jahren stammenden Kammern haben zusammengenommen 10.000 Kubikmeter Speichervolumen. Während dieser Arbeiten kann die Enthärtungsanlage in Poltringen weiterbetrieben werden, sodass die Wasserkunden von den Arbeiten nichts mitbekommen werden.